zuletzt geändert am 27.05.2025
Wer die Filings von Rock Tech Lithium (RCK) des letzten Jahres liest, stellt fest, dass Georgia Lake aus nichts als aktivierten Kosten besteht und dass Guben nur Assets von 2,6 Mio EUR (ein Nichts gegenüber den 800 Mio Euro Projektkosten) ausweist (siehe auch Steckbrief von RCK). Die Fördermittel des BMWK kamen nicht und die Förderzusage des Landes Brandenburg existiert nicht mehr. Die Jagd nach Fördermitteln war bisher erfolglos und weit und breit sind keine Investoren in Sicht. Außer unverbindlichen Bereitschaftserklärungen und zwecklosen Abkommenserklärungen gibt es nichts. 2025 wollte man in Guben produzieren, auf einem Gelände, das noch immer eine Brache ist.
Nicht genehmigte Fördermittel
RCK versucht seit längerem Fördermittel für das Projekt in Guben einzuwerben. Das BMWK hatte im Mai 2024 einen Förderantrag von RCK über 200 Millionen Euro abgelehnt.
Das letzte Statement seitens des Landes Brandenburg zum Stand der Förderung stammt aus der Sitzung des Brandenburger Landtags vom 23.01.2025 (Aufzeichnung ab 10:42 – 16:52 min) und zeigt, dass
- bis dato von RCK keine konkrete Antragsstellung erfolgt ist und alle vorangegangenen Antragstellungen ausgelaufen sind
- das BMWK am 16.10.2024 eine Ergänzung der Förderung im Rahmen „STARK“ bekanntgab
- Projektskizzen hierzu beim Projektträger VDI/VDE einzureichen sind
- eine Antragstellung auf Förderung im technischen Sinne erst nach positivem Abschluss des Vorverfahrens möglich ist
- das Brandenburger Ministerium die Ergebnisse aus dem STARK-Programm abwartet.
Die folgende Meldung vom Juli 2024 ist somit Makulatur. „Nun teilte das Unternehmen mit, dass der brandenburgische Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) eine Absichtserklärung über die Zusage von Fördermitteln in Höhe von bis zu 90 Mio € unterzeichnet habe. Allerdings unter einer Bedingung: Rock Tech muss nachweisen, dass es die Gesamtfinanzierung für das Gubener Projekt erreicht. Der offizielle Zuwendungsbescheid werde für das vierte Quartal erwartet.“ (Quelle: Euwid).
Noch im Oktober 2024 hieß es hingegen in einer Sendung von Antenne Brandenburg, dass laut RCK die nötige Finanzierung so gut wie steht und Verhandlungen mit Investoren für das geplante Werk kurz vor dem Abschluss wären, so dass man voraussichtlich Anfang 2025 mit dem Bau des Konverters beginnen könne. Mit mehreren Banken strebe das Unternehmen eine Fremdkapitalquote von 60 Prozent an und habe bislang mehr als 50 Millionen Euro Eigenmittel investiert. Fast nichts an diesen Aussagen eines Pressesprechers von RCK ist gültig. Die Finanzierung steht nicht, es gibt keine Investoren oder Banken, die 60% Fremdkapital sind zur Zeit Illusion und an Eigenmitteln hat RCK bis Ende 2024 laut Jahresbericht nicht 50, sondern nur 2,4 Mio. EUR investiert.
Neue Fördermöglichkeiten
RCK hatte sich um Mittel aus dem Critical Raw Materials Act (CRMA) der EU beworben und das Projekt wurde – wider die Vermutung, es würde scheitern – in die Liste der strategischen Projekte aufgenommen. Auch wenn dies ein wichtiger Schritt für RCK ist, so bedeutet dies nicht den Durchbruch für die Projektrealisierung, denn die Finanzierung steht weiterhin vor erheblichen Hürden. Dazu muss man wissen, welche Vorstellungen die EU bei der Finanzierung der Projekte hat.
Die Finanzierung von Projekten im Rahmen des Critical Raw Materials Act (CRMA) der Europäischen Union erfolgt durch eine Kombination aus öffentlichen und privaten Mitteln. Eine vollständige (100%) Förderung durch öffentliche Gelder ist nicht vorgesehen. Stattdessen wird erwartet, dass Projektträger einen Teil der Finanzierung selbst aufbringen und zusätzlich private Investitionen einwerben.
Die Europäische Kommission hat eine Finanzierungsuntergruppe des Critical Raw Materials Board eingerichtet, die Projektträger dabei unterstützt, geeignete Finanzierungsquellen zu identifizieren und zu nutzen. Diese Untergruppe bringt nationale Förderbanken, die Europäische Investitionsbank (EIB), die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) sowie private Finanzinstitute zusammen, um Beratung und Unterstützung bei der Finanzierung bereitzustellen. Zudem können regionale und nationale Behörden Mittel aus dem Europäischen Entwicklungsfonds und dem Kohäsionsfonds zur Unterstützung dieser Projekte einsetzen. Dennoch bleibt es erforderlich, dass Projektträger einen signifikanten Eigenanteil leisten und private Investitionen mobilisieren, um die Gesamtfinanzierung sicherzustellen.
Im Mai 2025 veröffentlichte RCK:
UK (UKEF) and Finish (FINNVERA) export credit agencies have expressed their interest to support the Guben Lithium Converter project with up to EUR 150 million in credit guarantees. Rock Tech Lithium Inc. is pleased to announce it has received up to EUR 150m in government-backed support from export credit agencies via conditional, non-binding expressions of interest. Specifically, UK Export Finance (UKEF) and the Finnish export credit agency (Finnvera) have expressed their interest to support the Guben Converter.
In addition to the proposed senior debt tranche from the European Investment Bank (EIB), Export Credit Agency (ECA) support represents a vital component of the debt financing structure for large-scale infrastructure projects like the Guben Converter. (Quelle: RCK News & Press)
Auch hierzu muss man anmerken: die 150 Mio. EUR Kreditfinanzierung stellt nur eine rechtlich nicht bindende Unterstützungserklärung dar, über die man auf den Websites von UKEF und FINVERA nichts findet. Auch die EIB hat lediglich Bereitschaft signalisiert, sich mit einem vorrangigen Darlehen an der Finanzierung zu beteiligen. In beiden Fällen werden Kreditgarantie und Darlehen erst dann zum Tragen kommen, wenn RCK eine Due-Dilligence-Prüfung bestanden und andere formale Voraussetzungen erfüllt hat und vor allem einen signifikanten Eigenanteil an der Finanzierung darstellen kann.
Somit hat sich die Situation zur Finanzierung zwar ein wenig verbessert, aber ohne signifikanten Eigenanteil kann RCK keine privaten Investoren finden und kann auch nicht an die Fördermittel der EU und die Mittel aus den Absichtserklärungen gelangen. Die Finanzdaten von RCK bieten zudem keinen Anlass, Geldgeber von einer risikoarmen Investition zu überzeugen.
Finanzdaten
Eine Analyse der Finanzdaten aus dem Jahresbericht 2024 zeigt zudem, wie substanzlos das Unternehmen ist und dass ihm alle Voraussetzungen fehlen, ein derart großes Industrieprojekt zu bewältigen, auch wenn RCK die Firma Worley für den Bau in Guben engagieren will.
Anlagevermögen
Das Anlagevermögen betrug Ende 2024 36 Mio. CAD. Davon entfällt der Löwenanteil auf aktivierte Explorationskosten im kanadischen Projekt Georgia Lake. Werthaltig sind nur hard assets (Guben) und Cash.
Einnahmen/Ausgaben
RCK verfügt über keine Einnahmen. Von den Ausgaben floss während der letzten Jahre ein erheblicher Teil mit gut 16 Mio. CAD (44%) in das Projekt Guben. Aber nicht sehr viel weniger (40%) floss in die Taschen des Managements. Auch wenn Daten fehlen, so ergibt sich rechnerisch ein Jahreseinkommen von sage und schreibe knapp 400 Tausend Euro pro Person. Von den Ausgaben für das Projekt Guben war bisher so gut wie nichts aktivierbar, d.h. es handelt sich um Projekt- und Planungskosten ohne Vermögenswert. Beim Scheitern des Projekts sind sie verlorenes Gut. Wegen der fehlenden Einnahmen kann RCK seinen operativen Betrieb nur durch Privat Placements finanzieren.
Konsequenz
Alle Zahlen belegen, wie riesengroß der Abstand zwischen der Größe von RCK zum Projekt Guben ist: ein Verhältnis von rund 1:25. Die Ausstattung des Unternehmens an Personal, Know-How und finanzieller Substanz lässt umsichtige Investoren, Banken und selbst Fördermittelgeber so gut wie sicher nicht in die Finanzierung des Projekts einsteigen. RCK ist nicht in der Lage, Sicherheiten zu bieten, die Investoren das Vertrauen in ein gutes und verlässliches Geschäft geben. Dieses Vorhaben wird nach Lage der Dinge scheitern und die Investoren, die bisher ein Defizit von 165 Mio. CAD schultern, werden ihr Geld nicht wiedersehen.