zuletzt geändert am 02.02.2024

Der ORF berichtete am 10.01.2022 über einen Anlagenbetrug mit der Firma GenMed.care Corp. Es ist eine der Geschichten über Betrugsmanöver, die man zu hunderten finden kann. Wer kann so sorglos sein, 300.000 Euro in ein Unternehmen wie GenMed.care zu investieren, bei dem wenige Klicks im Internet genügt hätten, um die Alarmglocken läuten zu lassen?

Schon wenige Fakten aus einer Recherche hätten vor GenMed.care gewarnt

Am 19.06.2018 veröffentlichte die GenMed.care Corp. auf IRW-Press, dass sie führende Kraft in der Forschung zur Rolle dendritischer Zellen bei Krebserkrankungen werden will. Unterzeichner der Nachricht war Karl H. Kotowski, CEO der GenMed.care, Corp.

Man kann nicht erwarten, dass der um 300.000 Euro Geschädigte diese Nachricht gelesen haben kann. Hätte er aber im Internet nach GenMed.care gesucht, wäre sofort offenkundig gewesen, dass über die Firma so gut wie nichts zu finden war. Damit hätte die Alarmglocke bereits leicht zu läuten begonnen.

Ob der Geschädigte im Jahr 2018 auf die Webseite von GenMed.care gestoßen wäre, lässt sich nicht mehr eruieren. War die Webseite aber so schlecht gemacht wie die Nachfolgerin, die unter dem Namen Olevra Corp auftauchte, jetzt aber auch nicht mehr erreichbar ist, so hätte die Alarmglocke schon lauter gebimmelt. Der Informationsgehalt bei Olevra war so mies, dass jeder Vernünftige sofort ahnen musste, es handelt sich um einen Fake.

Es ist auch nicht bekannt, ob dem Geschädigten die ISIN USU3720K1052 der GenMed.care Corp. aus obiger IRW-Veröffentlichung bekannt war. Eine Suche danach hätte auf einen Schlag gezeigt: es gibt sie nicht.

Die Recherche nach dem „Drahtzieher“ hätte zum Aus für GenMed.care geführt

Auf jeden Fall müsste dem Geschädigten der Name des „Chefs“ der GenMed.care bekannt gewesen sein. Eine Suche nach Karl H. Kotowski hätte sofort und unzweifelhaft deutlich gemacht, dass Böses zu ahnen ist.

Kotowski
Karl H. Kotowski, Affiliation:
Bissau Mercantile & Stock Exchange
Country: Portugal, CC BY-NC-SA 4.0

Auf ICANNWiki (samt Foto) heißt es noch unverdächtig: „Karl H. Kotowski is the President at Bissau Mercantile and Stock Exchange S.A. He is also the President at Ivy International Holding, Corp. Kotowski is also the President of IT & Media Fundacao Universidade de Bissau, which holds the rights to Guinea-Bissau’s ccTLD, .gw“. – Es handelt sich hierbei um die Top Level Domain (TLD) .gw für Guinea Bissau.

Sucht man nach „IT & Media Fundacao Universidade de Bissau“, so stößt man auf eine veraltete Meldung aus dem Jahre 2009, in der sich Kotowski über Kriminelle beschwert, die sein Geschäft schädigen. Die Meldung entstammt nicht etwa einer offiziellen Webseite seiner Stiftung (Fundacao), sondern wurde auf einer Bloggerseite (blogspot.com) veröffentlicht, unter der jeder alles veröffentlichen kann, wozu er lustig ist. – Die Alarmglocken schrillen bereits überlaut!

Dann stößt man auf einen Bericht vom 03.06.2014 „Report on the Redelegation of the .GW domain representing Guinea-Bissau …“, in dem klar gestellt wird, dass bereits 2010 „the Supreme Court of Justice of Guinea-Bissau declared the nonexistence of Fundação IT & MEDIA Universidade de Bissao“.

Also war Kotowskis Stiftung ein Fake. Ab hier hätte der Geschädigte nicht mehr weitersuchen müssen und dem Telefonagenten mitteilen können, der solle seine Investmentangebote anderen versuchen anzudrehen.

Was weiter über GenMed.care zu finden gewesen wäre

Leider hat der Geschädigte dies offenbar nicht getan und so fand er auch nicht heraus, dass Kotowski eine ganze Reihe an Firmen am Laufen hatte.

  • Capelli Marketing, Inc. in Florida, in Nevada und in Utah
  • Help The Kid Foundatian in Wyoming
  • IVY BIZ LLC in Florida
  • Olevra Corp. in Florida und Utah
  • Sierra Cinema Corporation in Florida und Nevada
  • Universal Mattress Corporation in Florida
  • Wilson, Lombard & Partner, Inc. in Florida

und noch involviert war bei

  • HRH Hill Ltd einer Firma, die Eleonor und Ian Mark Hill gehört
  • Africa Banking Network als Mitglied
  • Register.gw in Utah, ein Business Service
  • IVY International Holding, Corp. als President. Hierüber veröffentlichte er bei IRW-Press im Jahr 2013 weitere Probleme bezüglich der Top Level Domain .gw

und in Fort Lauderdale, FL 33304, 1975 E Sunrise Blvd #769, Broward County, im Alter von 74 Jahren angeblich ein Büro hat. Der Geschädigte hätte Kotowski sogar eine e-mail unter falconsky@earthlink.net schicken können, aber sicher keine Antwort erhalten.

Allerspätestens jetzt hätte der Geschädigte wissen müssen, dass Geld anlegen gleichbedeutend mit Geld verbrennen war.

Die mögliche Geschichte über Kotowski

Er hätte nicht weitersuchen müssen, um auf eine überraschende Quelle in einem Forum von wallstreet-online zu stoßen. In diesem Forum veröffentlichte der Teilnehmer guesswho2010 einen langen Artikel, dessen Nacherzählung (ungeprüft und ohne Gewähr) etwa das folgende Bild ergibt:

Aller Anfang ist schwer

Es war einmal ein junger Mann, dessen Eltern, mit osteuropäischem Migrationshintergrund, im gelobten Land ein besseres Leben haben wollten. Nennen wir unseren Helden mal Willi H. Wichtig oder kurz W. H. W.

Eines Tages als ihm seine Heimat zu eng wurde, beschloss er sein Glück in der großen weiten Welt zu suchen. Was liegt da näher als dies in Übersee zu probieren, wo man ja bekanntlich vom Tellerwäscher zum Millionär avancieren kann. Dies kann natürlich nur funktionieren, wenn man hart arbeitet und auch ein wenig clever ist.

Willi mühte sich einige Jahre redlich ab, doch leider wollte der Durchbruch nicht so recht gelingen. Da kam ihm die glorreiche Idee, ein ’self-made man’ zu werden. Gesagt, getan, gründete Willi im Sunshine State sein erstes Unternehmen und wurde auch sogleich zum ersten mal in seinem Leben Präsident. Es war ja schon immer sein großer Traum einmal Präsident zu werden und es den Großen, Mächtigen und Erfolgreichen gleich zu tun. Leider wurde aus seinem weltumspannenden Matratzenparadies nichts und so musste eine neue Geschäftsidee her. Die Jahre vergingen und die Geschäftsideen wechselten fast jährlich, doch der so ersehnte Erfolg blieb leider aus, obwohl Willi ja immer als Präsident fungierte.

Erster Erfolg

Der Durchbruch kam erst als er die Eingebung hatte, seine Geschäftsideen in Form von Aktienanteilen seiner Gesellschaften an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen. Endlich flossen die Dollar. Nur leider befähigt ein Präsidententitel nicht dazu, ein Unternehmen auch erfolgreich zu führen. Neue Geschäftsideen mussten her und natürlich auch neue Firmen. Die Aktionäre nahm man einfach mit, von Gesellschaft zu Gesellschaft. Einigen Aktionären mag das wohl nicht gefallen haben, und dann war da auch noch eine Gewisse Neigung, die auch Michael Jackson in die Schlagzeilen brachte. Aber ein cleverer self-made Geschäftsmann und x-facher Präsident findet immer eine Lösung und vor Allem wieder neue und dumme Aktionäre – diesmal aber wieder in der alten Heimat.

Geld fließt

Dann kommt der Zeitpunkt an dem Willi von einer neuen Geschäftsidee erfährt, die ein Marketingfachmann ausgetüftelt hat. Der Marketingfachmann sucht einen Investor für sein Projekt und gerät an Willi, der ihm verspricht binnen kurzer Zeit 2 Millionen Dollar in das Projekt zu stecken. Man gründet wieder eine Firma, natürlich wieder im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Willi wird wieder Präsident und die Welt scheint in Ordnung. Doch die Vergangenheit holt Willi ein und er muss aufgrund eines Haftbefehls fluchtartig das gelobte Land verlassen.

Nach einem Dreiviertel Jahr taucht Willi am südlichsten Zipfel der Iberischen Halbinsel wieder auf und hat sich dort gut eingerichtet. Die versprochenen 2 Millionen ließen auf sich warten und der Marketingfachmann wird langsam nervös. Willi hatte zwischenzeitlich eine dreiviertel Million von vielen gutgläubigen Lieschen Müller Aktionären einkassiert, und da er ja der alleinige Verfügungsberechtigte über das Firmenkonto war, lies es sich eine Weile ganz gut leben. Man baute ein Büro mit 14 Mitarbeitern auf und entwickelte wichtige Aktivitäten. Man hatte zwar schon viel erreicht und noch ein paar neue Firmen gegründet, aber Präsident nur einer Firma zu sein ist ja langweilig. Auch das Projekt machte fortschritte, dumm nur, dass der Marketingfachmann und einige Investoren so langsam die Geduld mit Willi verloren. So dauerte es nicht lange, da wurde Willi aller seiner Ämter enthoben und zwar juristisch so korrekt und einwandfrei, dass selbst er nichts dagegen ausrichten konnte.

Umzug nach Afrika

Da es auch auf der Iberischen Halbinsel für ihn zu heiß wurde, entschied er sich, auf den schwarzen Kontinent zu ziehen. Geld hatte er ja noch genug dank seiner dummen und gierigen Aktionäre. Und so kam es, dass er Gefallen gefunden hat an seinem Leben in einem der ärmsten Länder der Welt. Er gründete auch gleich wieder eine neue Firma zum Zweck eines Börsengangs. Dieses neue Unternehmen wurde genau so erfolgreich wie all seine vorherigen Unternehmungen und über die Grenzen des schwarzen Kontinents in aller Welt bekannt. Er hatte in seinem Leben alles erreicht was er sich gewünscht hat und feierte seine Erfolge jeden Tag von früh bis spät mit seinem besten Freund Johnnie W., mit dem ihn eine 20 Jahre währende Freundschaft verband. Und wenn er nicht gestorben ist, sein Diener Didi ist ihm ja bereits vorausgeilt, dann lebt er noch heute.

Ende der Nacherzählung.

Nachtrag

Diesem Artikel folgte wenig später eine umfangreiche Firmenliste von guesswho2010 im Beitrag Nr. 14.198 (42.951.388), mit einem umfangreichen Firmenverzeichnis und einer Adresse Kotowskis in Berlin.

Warum diese beiden Veröffentlichungen im Faktenthread SN Mineral Mining AG „Deutscher Goldexplorer“ publiziert wurden, ist nicht offenkundig, aber gut zu vermuten. Eine West Africa Mining Holding AG war in Guinea Bissau in angeblicher Goldexploration tätig und besaß 2010 24,9% Anteil an SN Mineral Mining Ltd., einer 100%-Tochter der SN Mineral Mining AG.

Dass die genannten Goldexplorer höchst zwielichtige Unternehmen waren, die schon lange nicht mehr existieren, ist eine Tatsache, die perfekt zum Bild der GenMed.care Corp. passt.

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