
zuletzt geändert am 01.02.2023
Die Menschheit hat die Grenzen des Wachstums auf dem Planeten Erde weit überschritten. Bereits vor 50 Jahren veröffentlichte ein Forscherteam unter Führung von Dennis Meadow “Die Grenzen des Wachstums“. D.h., spätestens seit 1972 wissen wir, dass das Leben künftiger Generationen auf unserem Planeten ernsthaft bedroht ist.
Die Menschheit und die Natur befinden sich auf Kollisionskurs. Der Mensch fügt der Umwelt und wichtigen Ressourcen durch seine Aktivitäten einschneidende, oft irreversible Schäden zu.” – “Wir brauchen einen Sinn für die Grenzen und ein Bewusstsein für die Bedeutung der Ressourcen dieser Erde.” – “Haben Bevölkerung und Wirtschaft erst einmal die physischen Grenzen der Erde überschritten, stehen nur noch zwei Möglichkeiten offen: entweder der unfreiwillige Zusammenbruch oder die kontrollierte Änderung unseres Verhaltens
Quelle: “Grenzen des Wachstums – Das 30-Jahre Update”, Hirzel Verlag
Wann wird die Menschheit lernen, die Grenzen des Wachstums als physikalische Konstante zu begreifen und anzuerkennen? Wann wird das Bewusstsein verinnerlicht sein, dass in einen definierten Raum nur das entsprechende Volumen passt und nicht mehr. Kompressionsverfahren oder die Vernichtung von Teilen eingeschlossenen Volumens mögen der physikalischen Konstante eine Variable hinzufügen, aber nie deren Aufhebung bedingen.
Übersetzt bedeutet diese Gleichung, es gibt viele Variable, die den Notstand der Erde beeinflussen. Aber es gibt keine Chance, die endliche Verfügbarkeit der Ressourcen dieser Erde zu überwinden. Die Grenze des Wachstums ist in diesem Kontext definiert als jener Zustand, bei dem das Konsumverhalten der Menschheit gerade noch im Einklang mit der Ressourcenverfügbarkeit der Erde steht. Diese Beziehung wird als ökologischer Fußabdruck dargestellt.
The Ecological Footprint is a measure of the biologically productive land and water area an individual, population or activity requires to produce all the resources it consumes, to accommodate its occupied urban infrastructure, and to absorb the waste it generates, using prevailing technology and resource management practices.
Quelle: York University Ecological Footprint Initiative. National Footprint and Biocapacity Accounts, 2022.
Überschreitung der Grenzen des Wachstums
Der Planet Erde ist rund 4,6 Milliarden Jahre alt. Ab dem Kambrium, das vor rund 540 Millionen Jahren begann, haben wir zunehmend Einblick in die Erdgeschichte. Das jüngste geologische System, das Quartär, begann vor rund 2,6 Millionen Jahren und dauert bis heute. In ihm entwickelte sich der Mensch vom Affen zum homo sapiens sapiens. Im 18. Jh. begann das Industriezeitalter und mit ihm der steigende Eingriff des Menschen in die Natur und der ab 1950 exponentiell wachsende Verbrauch der Ressourcen der Erde.

Die Menschheit hat die Grenzen des Wachstums auf dem Planet Erde großteils bereits überschritten (Bild 2) und läuft Gefahr nicht mehr überleben zu können, wenn keine Umkehr erfolgt.

- Klimawandel
- Intakte Biosphäre
- Landnutzung
- Süßwasserverbrauch
- Biogeochemischer Kreislauf
- Versauerung der Ozeane
- atmosphärische Aerosolbelastung
- Abbau der Ozonschicht
- neue Wirkstoffe
Nur beim Süßwasserverbrauch, der Versauerung der Ozeane und dem Abbau der Ozonschicht sind die Grenzen des Wachstums noch nicht überschritten und die Menschheit befindet sich innerhalb des “safe operating space”. In allen anderen Feldern raubt der Mensch der Erde mehr als sie zu liefern vermag. Dadurch hat der Mensch in nur 0,00000044% der Zeit, die die Erde existiert, die Welt an den Rand der Verwüstung allen Lebens gebracht.
Rückbesinnung!
Diesen katastrophalen Zustand gilt es zu verinnerlichen und drastische Maßnahmen zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen menschlichem Wachstum und Natur zu ergreifen. Wenn nicht, drohen uns unweigerlich Leid, Not, Krieg, Tod und selbst das Ende menschlicher Existenz.
„Wachstum zu verbieten oder sich dem Wachstum zu verweigern, heißt nichts anderes, als uns auf sehr sichere Weise zurückzuwerfen in die Existenznot“ sagte die Philosophin Gentinetta in der ttt-Sendung vom 12.06.2022. Solange selbst eine Philosophin, ehemals Mitglied der Denkfabrik Avenir Suisse und Universitätsdozentin, solcher Meinung ist, sieht es düster um die Zukunft aus. Die Erde hat im Gegensatz zur Philosophie aber keinen freien Raum. Die Erde zerplatzt soeben! Welche Freiheit sollen Menschen für Wachstum haben, wenn sie bald keine Luft mehr zum Atmen haben?
Von den Anhängern des grenzenlosen menschlichen Wachstumsdrangs kommt regelmäßig die Totschlagkeule, das Gebot zu Einhalt und Umkehr käme der Unterdrückung der gesamten Menschheit gleich. Das ist schlicht falsch, denn wenn wir das täten, was zu tun ist, wäre von Unterdrückung keine Rede. Was wirklich zu tun wäre, ohne dass der Wachstumsdrang des Menschen beschnitten wird, wäre umzulenken und anzuerkennen, was zu tun wäre.
Was zu tun wäre
- Die Ausgangsbasis muss sein, dass die Erde längst zu klein geworden ist (Bild 2). Noch mehr Wachstum an Bevölkerung, Produktion, Verbrauch, Abfall, etc. führt zum sicheren Kollaps und zum möglichen Exitus.
- Das heißt, wir müssen zurück. Wenn der Weg nach vorne verbaut und eine Flucht zur Seite nicht existiert, dann zwingt dies zu Stillstand oder Umkehr. Weil Stillstand kein Rezept sein kann, brauchen wir zuerst Reduktion und nicht Wachstum. Denn wir müssen wieder in einen sicheren Zustand gelangen. Die entscheidende Frage heißt, was bedeutet Reduktion?
- Zu einem Teil heißt Reduktion tatsächlich und zwingend: „weniger von allem“. Weniger Konsum, weniger Auto, weniger Reisen, weniger Produktion, weniger Abfall, usw. Anders kriegen wir den Notstand bestimmt nicht in den Griff. Aber bedeutet „weniger“ gleich Existenznot oder Unterdrückung? Oder bedeutet es nur Besinnung und Verzicht auf alles, was wir in den Wohlstandsregionen dieser Erde zum Leben gar nicht brauchen? Die armen Länder können, ja, müssen wachsen. Die reichen Länder müssen sich besinnen.
- Zum anderen bedeutet Reduktion trotzdem auch Wachstum, von dem auch Frau Gentinetta spricht. Wir können wachsen auf Gebieten, die Auswege aus der Not liefern. Umwälzende Entwicklungen und Innovationen (Disruptive Developments and Innovations) können einen solchen Ausweg bilden, wenn wir uns darauf konzentrieren.
- D.h. radikale Änderung des Verbrauchs einerseits bei maximaler Fokussierung auf neue Prozesse. Z.B. minimalisierte, kunststofffreie Verpackungen mit logistikoptimierten Größen statt marketingorientiertem Verpackungswahnsinn. Intelligente, voll digitalisierte Einkaufssysteme mit drohnenbasierter Logistik statt Amazon und UPS. Vollautomatisierter öffentlicher Shuttleverkehr statt massenweiser Individualfahrzeuge, usw.
Es gäbe mehr als genug Betätigungsfelder für Wachstum trotz notwendiger Einschränkungen. Tun wir das nicht, wird jedes Wachstum dort zu Ende sein, wo die Erde nicht mehr hergeben kann als sie besitzt. Und was die Erde hergeben kann, ist bereits auf Jahrzehnte hinaus ausgeschöpft.
Neuorientierung
Wegen der Grenzen des Wachstums muss der Wachstumswunsch der Menschen zudem künftig wieder wesentlich stärker auf immaterielle Werte ausgerichtet werden. Das sind
- soziale Verbesserungen im menschlichen Zusammenleben
- höheres Familienglück durch mehr Widmung und Einsatz
- christlichere Kirchen durch mehr Fürsorge statt Missbrauch
- höherwertige politische Kultur durch bessere Partizipationsmodelle für Wähler und strikteder Kunden- und Auftragsorientierung der Gewählten
- intensiver Ausbau der Pflege und der Krankenversorgung
- verstärkte Forschung in Medizin, Künstliche Intelligenz, Nahrungsmittel- und Innovationstechnologien
- …
Dies nur kann der Weg in eine Zukunft sein, in der Menschen noch genügend heilen Lebensraum auf der Erde finden.
Die Zukunft hinter der Grenze
Wenn die politischen Führer dieser Welt ihren Widerstand gegen eine radikale Umkehr nicht SOFORT aufgeben, werden die Grenzen des Wachstums weit überschritten und der Zusammenbruch unseres Systems Erde wird unabwendbar sein. Die politischen Parolen “Wir schaffen das noch” sind bereits hohle Phrasen. Taten müssen her!
Die Welt, nicht nur ein paar Staaten, bräuchte entweder einen ökologischen Diktator oder ein weltweit handelndes, nicht palaverndes, Ökomanagement. Nur radikale und weltweit verbindliche Regeln, an denen es kein Vorbei und kein Ja, aber etwas später, mehr gäbe, können unseren Planeten noch retten. Alle anderen und derzeit laufenden Aktivitäten retten diese Erde nicht mehr. Das heißt nicht, die Erde verdampfte, aber sie böte keinen acht Milliarden, sondern vielleicht nur noch einigen Millionen Menschen einen eng begrenzten Lebensraum in einem Teil dieser Erde. Der Rest wäre unbewohnbar. Kriege, Not, Hunger und Tod würden den Übergang in die “Restewelt” zum Dornenweg der Menschheit machen. So sähe die bittere Realität für unsere Kinder und Kindeskinder wohl aus, wenn der Umschwung nicht SOFORT kommt.