Anlagemanagement

zuletzt geändert am 21.02.2024

Auch wenn sich die große Mehrheit vor dem Thema „selbständig Kapital anlegen“, also vor einem eigenen Anlagemanagement scheut, es lohnt sich, sein Kapital selbst zu managen, vorausgesetzt man hat ein Faible dafür. Nur dann werden der erhebliche Aufwand belohnt und manch schmerzhafte Erfahrung durch eine erfreuliche Rendite ausgeglichen. Man braucht Risikobereitschaft und Stressresistenz sowie Leidenschaft und Erfahrung. Zusätzlich braucht man eine Strategie, wie man sein Kapital anlegen will. Und zu guter letzt bedarf es einer sachlichen Grundlage, um das Geschehen an den Börsen gewinnbringend zu nutzen. Das heißt, im privaten Bereich sind drei Aspekte wichtig:

  1. Wie befreit man sich bestmöglich von Stress und Unsicherheit?
  2. Welche Strategie verfolgt man, um sein Kapital anzulegen?
  3. Auf welcher sachlichen Grundlage handelt man an der Börse?

Das Folgende soll als minimalistischer Leitfaden dienen.

1. Stressbewältigung

Investiert man in ein Wertpapier beispielsweise 10.000 Euro, so ist es „normal“, dass man bei einer Volatilität von 40% sogar innerhalb eines Tages um 2.000 Euro ärmer werden kann. Für die meisten Menschen ist ein solcher Verlust unerträglich und die Mehrheit wird das Wertpapier aus Angst verkaufen, um noch größere Verluste zu vermeiden. Was aber, wenn der Kurs wieder zu steigen beginnt und kurze Zeit später bei plus 20% liegen mag? Die tägliche Kursbeobachtung liefert für diesen Stress keine Lösung. Sie führt in der Regel immer nur zur Angstreaktion und zum Verkauf mit Verlust. Im Übrigen verhalten sich Anleger ebenso unvernünftig bei steigenden Kursen. Denn sie verkaufen nicht, wenn sich ein Gewinn von 20% ergibt, sondern erwarten gierig, dass die Kurse weiter steigen. Fällt der Kurs erneut, ist die Enttäuschung über den entgangenen Gewinn groß.

Um sich vom psychologischen Druck der täglichen Kursschwankungen bestmöglich zu befreien, braucht man eine Art Wegemarkierung. Das geht am besten, wenn man das Anlageklima insgesamt richtig einzuschätzen weiß und Stabilität oder Instabilität der Finanzmärkte deuten kann.

Stabilitätsindex

Man kann das Anlageklima mit Hilfe eines selbstgebastelten Stabilitätsindex gut darstellen. Der Stabilitätsindex muss zentrale Aspekte der Finanz- und Wirtschaftswelt repräsentieren, wie z.B. Kapitalrendite, Börsenvertrauen, Sicherheit des Derivatemarkts, Vertrauen in die Stabilität von Firmen und Staatshaushalten, Zustand des Immobilien- und Arbeitsmarkts sowie von Konsum und Konjunktur.

Korrelation von Stabilitätsindex und DAX (selbständig Kapital anlegen)

Korreliert der Stabilitätsindex mit führenden Indizes wie z.B. dem DAX hinreichend, dann hat man sich eine „Wegemarkierung“ geschaffen, die Stress abbauen und das eigene Börsengeschäft steuern hilft.

Solange der Stabilitätsindex auf einem stabilen Niveau mit wenig Änderungen verharrt, geben die Tageskursänderungen keinen Anlass zum Handeln. Beim Zusammenbruch der New Economy (nicht im Bild), dem Ausbruch der Finanzkrise, der Schuldenkrise (EU-Länder unter Druck), dem Ende des billigen Geldes und dem Beginn der Corona-Pandemie lieferte der Stabilitätsindex klar das Signal zum Verkauf von Long- oder den Kauf von Short-Papieren. Schwierig ist die Interpretation des Finanzklimas bei Ereignissen wie dem Ukraine-Krieg, wenn der Stabilitätsindex erst nach und nach eine eindeutige Richtung einschlägt. Steigt der Stabilitätsindex andererseits oder bleibt er auf hohem Niveau, so ist es Zeit, Long-Papiere zu kaufen.

Der Aufbau eines Stabilitätsindex ist kein Meisterwerk, sondern besteht aus Fleißarbeit.

Aufbau eines Stabilitätsindex (selbständig Kapital anlegen)

Man braucht dazu die Zeitreihen verschiedener Daten, die den Markt abbilden und den Stabilitätsindex (FEX) liefern sollen. Für jeden FEX-Anteil legt man eine Bandbreite fest. So soll die Immostabilität z.B. zwischen 1000 (Mindestwert) und 2000 (Höchstwert) liegen. Beim Mindestwert und darunter beträgt der FEX-Wert 25 und beim Höchstwert oder darüber 175 Punkte. Der Mittelwert aller FEX-Anteile ergibt den FEX-Gesamtwert, der einen befähigt, das Börsengeschehen relativ entspannt zu verfolgen.

2. Strategie

Es gibt keine „beste Strategie“. Aber mit einer Hand voll ETF auf fallende oder steigende Kurse zu setzen, ist zumindest nicht die schlechteste Strategie. Die auszuwählenden ETF sollten besitzen: hohes Handelsvolumen, geringe Kosten, geringer Spread, renommierte Herausgeber und natürlich Verfügbarkeit bei jenem Broker, bei dem man handeln will.

Mehr ist im vorliegenden Fall nicht notwendig.

3. Computermodell

Der größte Aufwand liegt in der Erstellung eines Computerprogramms, das helfen soll, Kauf- und Verkaufspunkte für einen ETF zu erkennen.

Swing

Jahrelange Beobachtungen zeigen, dass Kurse großvolumiger ETF eine Schwingung besitzen und Phasen steigender mit Phasen fallender Kurse sich abwechseln. Aus diesen Kursschwankungen kann man den Swing ableiten. Der Swing hat keine kontinuierliche oder regelmäßige Ausprägung, aber der Wechsel von Auf und Ab ist hinlänglich aussagekräftig, um daraus einigermaßen zuverlässig den richtigen Zeitpunkt für den Handel abzuleiten. Der untere Umkehrpunkt im Swing steht prinzipiell für „Kaufen“, während der obere Umkehrpunkt für „Verkaufen“ steht.

Den „richtigen“ Zeitpunkt zu wählen, erfordert etwas Glück und Erfahrung, denn er kann nicht 1:1 aus dem Umkehrpunkt des Swings abgeleitet werden.

Swing Berechnung

Die Berechnung des Swings ist recht einfach und am Beispiel des DAX-ETF LYX0AD (DAXL) dargestellt. Der Swing ist der Mittelwert der letzten vier Werte von „Kurs minus EMA“, wobei die Anzahl der Werte, die in die Mittelwertbildung einbezogen werden sollen, variabel ist. Die Berechnung der EMA geschieht mit der Formel:

Swing Formel

EMA = Exponential Moving Average
EMA-Dauer ist die Anzahl an Tagen, über die die EMA berechnet werden soll; im vorliegenden Fall: 20 Tage.

Dass auch mit dieser Verfahrensweise nicht nur Gewinne gemacht werden, sondern durch fehlerhafte oder unbedachte Kaufentscheidungen zum Teil massive Verluste eintreten können, ergibt sich mit Blick auf die Gewinnentwicklung seit März 2020. Aber trotz zweier gravierender Fehlentscheidungen hat sich das Verfahren bewährt und der Gewinn entlohnt den Aufwand.

Wer Lust hat, selbständig Kapital anzulegen, der wird an einem Verfahren wie diesem Freude haben und sein Geld nicht nur recht sicher anlegen, sondern durchaus auch reich werden können.

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