24.03.2023 1:25

Jeder Mensch ist gläubig – Glaube herrscht selbst beim Klimawandel!

Nein, es ist nicht der Glaube an einen Gott oder das metaphysische Universum gemeint. Gemeint ist der Alltagsglaube wie in seiner trivialsten Form, “ich glaube, morgen wird es regnen”. Menschen müssen glauben, wenn sie in die Zukunft blicken, und sie glauben, wenn sie sich für etwas entscheiden, dessen Bedeutung sie nicht vollständig überblicken können. Jede Wahl basiert auf dem Glauben, eine richtige Entscheidung zu treffen. An dieser Stelle und mit Bezugnahme auf das Thema “Klima” könnte man sofort die Frage anknüpfen, wer glaubt, dass die Wahl der FDP nach Lage der Dinge eine gute Wahl wäre? Wenige tun dies, die meisten aber nicht.

Klima und Glaube

Nun stellt sich die Frage, ob das Klima Gegenstand von Glaube sein kann. Und die Antwort muss lauten: JA! So lange die Wissenschaft nicht in der Lage ist, die gesamten Klimaphänomene nachvollziehbar zu erläutern und Beweise noch fehlen, so lange muss selbst die Wissenschaft glauben oder annehmen. Wie soll es nun Menschen ergehen, die keine Klimatologen sind, aber in einer Welle von Nachrichten über Klimagefahren zu ertrinken drohen? Sie werden glauben müssen, was ihnen erzählt wird oder was sie sich aus allen Nachrichten herauspicken. Überblicken, geschweige dennn durchblicken, werden sie das Thema nicht können – vor allem nicht oder kaum alleine.

Auf der Suche nach Rat, an was man denn nun glauben könnte, tauchen die Heilsversprecher auf. Jahrhunderte lang waren es die Propheten der Kirche, die diesen Dienst umfassend und alternativlos leisteten. Die Kirche hat ihre dominante Rolle längst eingebüßt und neue Propheten betraten die Bühne – auch solche, die gegen den Klimawandel ketzern. Ihre Rolle hat sich allerdings vom Propheten hin zum Anführer, zum Leader, zum Opinionleader gewandelt, samt dem Wandel von Selbstlosigkeit zu Eigennutz. Wir reden nicht mehr von Leadership durch Kreativität, Empathie und Vertrauen, die einen modernen Führer auszeichnen, sondern von Anführern mit egoistischer Zielsetzung bis hin zu krimineller Umsetzung (Von „Leadern“ und „Anführern“: Gangsterstyle und Möchtegern-Rambos in der Politik – mit typischer Pose von Trump).

Trump und kein Glaube an Klimawandel

Auf Empathie legt Donald Trump keinen Wert, wie sein Auftritt im NATO-Gebäude verdeutlicht.

Trump drängt den montenegrinischen Premierminister Dusko Markovic brüsk zur Seite: Szene vom Nato-Gipfel (Mai 2017), Rheinische Post

Die Arroganz des Auftritts und der Persönlichkeit von Trump spiegelt sich wider in der Arroganz über den Klimawandel. Als die Wälder Kaliforniens 2020 in Flammen standen leugnete er den Klimawandel und meinte zum Leiter der kalifornischen Behörde für natürliche Ressourcen, Wade Crowfoot lapidar: “Es wird wieder kühler werden. Sie werden schon sehen“. Bei Leadern wie Trump gilt nur das eigene Verständnis, gleichgültig ob wahr oder unwahr. Die Washington Post hatte Trump nachgewiesen, dass er pro Tag rund 20 mal die Unwahrheit sagte.

Greta Thumbergs Glaube an den Klimawandel

Greta Thumberg wurde zum „Climate Leader” mit jeder Menge Empathie und ausgeprägtem Verantwortungsbewusstsein für den Klimawandel. Während Anführer wie Trump ihre eigenen Ziele aus egozentrischem Antrieb durchsetzen, werben Leader wie Thumberg um Aufmerksamkeit für ein Thema und um die Partizipation der Menschen, den Klimawandel zu beherrschen.

Gegensätzlicher können die Positionen nicht sein – Trump hier, Thumberg da – und kein Brückenschlag je in Sicht. Und die Gegensätze gipfeln in den beiden Polen: Lüge hier, Wahrheit da.

Die Diskussion um das Klima, den Klimawandel, die Klimakrise und gar die Klimakatastrophe wird ohne Aussicht auf Verständigung geführt. Der Streit spielt sich zwischen den extremen Polen der engagierten Klimaaktivisten und der kategorischen Klimaleugner ab. Erstere glauben an die von der Wissenschaft gelieferten Fakten, letztere an die Botschaften ihrer Propheten und Anführer. Die große Mehrheit zwischen den Polen zeigt sich zwar informiert und sogar besorgt, verharrt aber wie stets in Ignoranz, selbst an Änderungen teilzunehmen.

Ungleiche Machtverhältnisse

Wohin der Streit um den Klimawandel führen wird, bleibt offen. Dass er nicht dazu beiträgt die real bestehende Drohung zu verringern, ist gewiss. Dazu sind die gegenwärtigen Machtverhältnisse auch nicht geeignet. Auf der einen Seite stehen die machtpolitisch weitgehend einflusslosen Vertreter aus Wissenschaft, internationalen und non govermental Organisationen sowie Klimaaktivisten. Auf der anderen Seite steht das geballte System aus staatlichen Regierungen, konservativen und neoliberalen Parteien, Industrie und Finanz sowie deren Lobbyisten. Es erscheint fast aussichtslos, an eine Verschiebung der Balance zu Gunsten des Klimas zu glauben. Das Zünglein an der Waage stellen ausschließlich politische Parteien und Regierungen dar. Wenn sie sich nicht bewegen – und zwar rasch, sehr rasch – dann wird aus dem Klimawandel die Klimakatastrophe werden.

Der fruchtlose Streit zwischen den Lagern, die an den Klimawandel glauben oder ihn leugnen, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, wie wohl sie Einfluss nehmen können und Einfluss ausüben. Die Waffen der Klimaaktivisten sind Öffentlichkeitsarbeit und Widerstand, jene der Klimaleugner Lobbyarbeit und Lügen. Diese wollen das kapitalistische System erhalten, jene ein nachhaltiges System erreichen.

Regierungen und Parteien sind mit Wirtschaft und Finanzwesen in dem kapitalistischen System untrennbar miteinander verbunden. Der Staat hängt vom Wohlergehen und Funktionieren des Wirtschafts- und Finansystems ab. Störungen müssen abgewendet werden, das System muss am Laufen gehalten werden und Änderungen daran können – wenn überhaupt – nur in homöopathischen Dosen erfolgen. Diese Situation zwingt jeden Politiker, jeden Minister und jeden Staatsführer – so er nicht aus egozentrischen Gründen ohnehin das System repräsentiert – die Richtigkeit und Notwendigkeit jedweder staatlichen Handlung als alternativlos an die Bevölkerung zu verkaufen. Wenn dafür die Wahrheit gebogen oder gar gelogen werden muss, dann geschieht es. Schön gefärbt wird allemal.

Macht der Wirtschaft

Es sind zum großen Teil die Industrie und das Finanzwesen, – trotz aller anderslautenden Bekundungen und schönen Reden auf Gremien wie dem Weltwirtschaftsforum (eine weitere zahnlose Organisation) – die sich einem dringend notwendigen Systemwechsel widersetzen. Die Vertuschung der Auswirkungen der Klimaerwärmung durch ExxonMobil ist eines der hervorstechendsten Beispiele, von denen es zahlreiche andere gibt.

Stets setzen die Firmen zur Verbreitung ihrer eigenen Ansichten Lobbyisten ein, die die Politik und die öffentliche Meinung in ihrem Sinn beeinflussen sollen. Lobbyisten sind mächtige Botschafter in Politik und Propheten in der öffentlichen Meinungsbildung und ihren Gegnern weit überlegen. Sie besitzen Macht, die Macht des fast unbegrenzten Geldes ihrer Auftraggeber. Sie sind ein gewichtiger Teil, die Macht des Systems zu erhalten und mit Lügen und falschen Botschaften die Menschen an ihre Worte glauben zu lassen.

Wie dies geschieht und das Lager der Klimaleugner befeuert zeigt der Beitrag Leader der Klimaleugner, denen Glaube an den Klimawandel fremd ist.


Im Übrigen bin ich der Meinung, Sie müssen etwas für den Klimaschutz tun.