
Mit Bezug auf den Beitrag Klimawandel, Macht und Glaube stellt sich die Frage, warum Klimaleugner die Klimaerwärmung und den Klimawandel als Nonsens bezeichnen. Die Fakten, beschrieben in Gibt es keinen Klimawandel?, sprechen unumstößlich eine andere Sprache, aber eben nicht für Klimaleugner.
Motivation
Ohne näher auf die Motivationen von Menschen einzugehen, die sich vorhandenen Tatsachen verschließen und lieber gegenteiligen Meinungen anhängen, so scheint es ein Grundmuster für dieses Verhalten zu geben. Je schwieriger ein Thema zu verstehen ist, desto eher neigen Menschen einerseits dazu, es zu vereinfachen, gleichgültig ob dabei der Sinn noch erhalten bleibt oder verdreht wird. Andererseits haben Menschen vor Unbekanntem und Unbegreiflichem grundsätzlich Angst. Gibt es Botschaften, die aus dem Unbegreiflichen Verständliches werden lassen, werden sie gerne aufgenommen, gleichgültig ob wahr oder unwahr. In der einfachen Erklärung für Schwieriges liegt die seligmachende Befreiung und Lösung des Problems.
Es gibt noch ein weiteres Motiv, sich der Realität zu verschließen und stattdessen an “alternative Fakten” zu glauben: die Ablehnung bestehender gesellschaftlicher Institutionen, welcher Art auch immer. Wird diese Ablehnung dadurch befeuert, dass der Klimawandel lediglich von bösen Mächten vorgetäuscht wäre, so ist die Gegnerschaft zementiert.
Leader
Dieses Muster des Verstehens haben sich Anführer einer Idee zu jeder Zeit zu eigen gemacht, auch die Leader der Klimaleugner. Ob diese nun aus ideologischem Selbstantrieb oder als Lobbyisten ihrer Auftraggeber handeln, spielt keine Rolle. Sie nehmen einem schwierigen und für die Mehrheit unverständlichen Problem die Bedrohung und sorgen für Einfachheit und Glaube an die Botschaft. Dabei gibt es keine Skrupel, die Tatsachen so anzupassen und zu verdrehen bis die Botschaft stimmt und genügend Anziehung durch Klarheit schafft. Nicht die Vielschichtigkeit undurchdringlicher Einflüsse über gravierende Folgen für den Menschen, sondern die klare saubere Botschaft, dass es EINFACH SO IST oder erst gar nicht existiert, schafft Anziehungskraft und Gefolgschaft. Man bietet Menschen gewissermaßen Erlösung ihrer eigenen Unzulänglichkeit durch die Stärke eines Leitbilds und die Einsicht in die schlichte Formel.
So agieren jene, die Lobbyarbeit betreiben, um Regulierungen zu verhindern, und zudem als Vordenker der Klimaleugner agieren. Dies lässt sich sehr gut veranschaulichen am Beispiel des Heartland Insitutes und einigen seiner Akteure.
The Heartland Institute – ein Sitz der Klimaleugner
The Heartland Insitut ist eine US-amerikanische konservative und libertäre Denkfabrik mit Sitz in Chicago. Die 1984 von Joseph Bast gegründete Organisation gehört dem Atlas Network an und hat sich vor allem dem Abbau von Umwelt-, Gesundheits- und Klimaschutzvorschriften verschrieben. Während zunächst die Verteidigung von Tabakprodukten und DDT zu den Schwerpunktthemen zählte, avancierte später die Klimawandelleugnung zum zentralen Thema. Seit 2020 versucht die Organisation auch wissenschaftliche Erkenntnisse zur COVID-19-Pandemie zu untergraben und verbreitet Falschinformationen und Verschwörungstheorien zur Pandemie.
Das Heartland Institute wird als pseudowissenschaftlicher Thinktank beschrieben und zählt zu den zentralen Akteuren der organisierten Klimawandelleugnerszene. Finanziert wird Heartland unter anderem von der Tabak-, Kohle- und Erdölindustrie. Wichtige Geldgeber sind bzw. waren u. a. Philip Morris, die R. J. Reynolds Tobacco Company, die Koch Family Foundation, die Mercer Family Foundation und ExxonMobil.
Quelle: Wikipedia (aus dem Englischen übersetzt)
Für das Heartland Instiute sind u.a. Steve Milloy und Christopher Monckton of Brenchley tätig.
Steve(n) Milloy
Steven J. Milloy ist Anwalt, Lobbyist, Autor und ehemaliger Fox News-Kommentator. Milloy ist Gründer und Herausgeber von junkscience.com und ist seit 2020 Boardmitglied im Heartland Insitute.
Quelle: Wikipedia (aus dem Englischen übersetzt)
Milloy verbrachte seine Karriere damit, die Wissenschaft zu bestreiten, auf die sich Regierungsbehörden zum Schutz der Öffentlichkeit verlassen. Seine engen finanziellen und organisatorischen Verbindungen zu Tabak- und Ölunternehmen wurden kritisiert, da Milloy den wissenschaftlichen Konsens über den Klimawandel und die Gesundheitsrisiken des Passivrauchens konsequent bestritten hat.
Unter den Themen, die Milloy angesprochen hat, sind seiner Meinung nach falsche Behauptungen in Bezug auf DDT, globale Erwärmung, Alar [synthetischer Wachstumsregulator], Brustimplantate, Passivrauchen, Ozonabbau und Rinderwahnsinn.
Er betrieb das Advancement of Sound Science Center, das von Philip Morris Companies Inc. gegründet wurde, um der Gesetzgebung gegen Passivrauchen entgegenzuwirken.
Steve Milloy, den die Zeitschrift Nature als ‘Perhaps the most influential climate science contrarian‘ bezeichnet, verbreitet seine Botschaft sicher nicht nur auf Twitter, dort aber laufend. Dass seine Arroganz gegen den Klimawandel handfeste wirtschaftliche Interessen als Lobbyist o.g. Industrien hat, sollte klar sein.
Ein weiterer Akteur ist der Viscount Monckton of Brenchley, Christopher Monckton.
Christopher Monckton
Monckton befürwortet die Leugnung des Klimawandels, ist ein politischer Berater des Heartland Institutes und hat erklärt, dass diejenigen, die vor den Gefahren des Klimawandels warnen, inhaftiert werden sollten. Er sagt zwar, dass es einen Treibhauseffekt gibt und dass Kohlendioxid dazu beiträgt, behauptet aber, dass es keine „ursächliche Verbindung“ zwischen der CO2-Konzentration und der globalen Durchschnittstemperatur gibt. Er sagte, der Stern Review on the Economics of Climate Change habe die Kosten der Abschwächung des Klimawandels unterschätzt und ihre Vorteile überbewertet. Moncktons Meinungen widersprechen der wissenschaftlichen Meinung zum Klimawandel, wo Konsens über die anthropogene globale Erwärmung besteht.
Quelle: Wikipedia (aus dem Englischen übersetzt)
Monckton publiziert auf verschiedenen Medien im Internet jede Menge Falschaussagen zum Thema Klimawandel, den er kategorisch leugnet. So posaunt er beispielsweise, dass die Klimaerwärmung seit nunmehr 101 Monaten pausiert (Quelle: WUWT 03.03.2023). Watts Up With That (WUWT) ist ein Blog, der zu den beliebtesten Websites der Klimaleugner zählt. WUWT wurde im November 2006 von Anthony Watts, einem ehemaligen TV-Wetterkommentator und seit 2019 Fellow des Heartland Instituts gegründet.
Wie agieren Leute wie Monckton?
Geht man nun der Frage nach, ob die im zitierten WUWT-Artikel von Monckton präsentierten Daten korrekt sind, so erhält man oberflächlich betrachtet den Eindruck, alles sei in Ordnung. Erst wenn man teils mühevoll in die Materie einsteigt, entdeckt man die Unwahrheiten. Und welcher Leser oder Konsument von Informationen will schon Mühe?
Gibt es nunmehr seit 101 Monaten oder achteinhalb Jahren keine Klimaerwärmung mehr wie Monckton behauptet? Dazu präsentiert Monckton im Bild 1 Daten des UAH satellite temperature dataset und weist für den Zeitraum der letzten 40 Jahre den korrekten Temperaturanstieg von 0,134°C pro Dekade aus. Dann aber pickt er sich die letzten Jahre der Datenreihe heraus, die ihn zur unzulässigen Aussage führen, es gäbe ja gar keine Erwärmung mehr (rote Linie im Bild 1). Das ist natürlich statistischer Unfug, hindert ihn aber nicht zu behaupten: “Die schiere Häufigkeit und Länge dieser Pausen liefert eine für alle leicht verständliche anschauliche Demonstration, dass es nicht schlimmer ist, als wir dachten – dass die globale Erwärmung langsam, gering, harmlos und, nach den bisherigen Erkenntnissen jedenfalls, stark netto-nützlich ist“.
Den statistischen Unfug, den Leute wie Monckton betreiben, hat Skeptical Science in einer passenden Grafik sehr schön veranschaulicht.
Das Muster, das Leute wie Monckton bei ihren Publikationen verwenden ist einfach gestrickt. Man nehme wissenschaftliche Grundlagen, verforme sie nach eigenem Gutdünken und präsentiere sie in einfachster und einsichtigster Art als die wahre Wissenschaft für die leichtgläubige Gesellschaft. Und die Community nimmt die Botschaft gerne auf und verbreitet sie weiter (z.B. auf Twitter).
Die mühevolle Kleinarbeit der Überprüfung
Es kostet unglaublich viel Mühe, Aussagen wie jene von Monckton zu überprüfen und nicht selten stößt man in der Informationsflut von wissenschaftlichen Daten an Erkenntnisgrenzen.
Es ist einfach, den Taschenspielertrick zu verdeutlichen, dass Monckton willkürlich einen Teil der Daten aus dem Kontext reißt und daran einen vermeintlichen Beweis knüpft. Das ist aber insofern perfide, weil er und andere stets auf einen gegenteiligen Aspekt hinweisen. Man könne die jüngste Klimaerwärmung nur unter Berücksichtigung der erdgeschichtlichen Temperaturverläufe über Jahrmillionen richtig einschätzen. Täte man dies, so käme man zum Ergebnis, so war es schon zig-fach in der Historie.
Es ist hingegen extrem schwierig, die echte Datenlage zu ermitteln. Obwohl es ein breites Angebot an veröffentlichtem wissenschaftlichen Material gibt, so ist dessen Auswertung aufwändig bis unmöglich. So auch im vorliegenden Fall, bei dem sich weitere Unsachlichkeiten herausstellen, obwohl Monckton sich auf belastbares Datenmaterial der UAH stützt. Achtung, das Folgende ist exemplarisch und für Leser sicher nicht leicht zu verstehen. Die Intention liegt nicht in der Darstellung der Schlichtheit, sondern in jener der Komplexität der Materie.
Im Gestrüpp von Daten

Das Diagramm soll zeigen, dass Daten, die aus drei unterschiedlichen Quellen stammen, nicht übereinstimmen. Zwar liegen die strichliert eingetragenen Temperaturverläufe parallel zueinander, aber auf unterschiedlichem Niveau wie aus den Trendverläufen leicht ersichtlich. Die Messdaten wurden im Jahr 1990 auf Null gesetzt.
Was sagen die Trenddaten aus?
Der von Monckton im Trend (2) verwendete Temperaturanstieg von 0,135 °C/Dekade ist korrekt, weicht aber von den Trends (4-UAH) und (5-NOAA) mit demselben Anstieg von 0,135 °C/Dekade ab.
Die Trends der Daten von NOAA (3) und (6) weichen mit steilerem Anstieg der Temperatur ebenfalls ab.
Die Messreihe des IPCC (1) der erdoberflächennahen Temperatur liefert wiederum andere Daten, die sich kurioserweise recht gut mit denen von (6) decken, obwohl hier die Temperaturen in der unteren Troposphäre gemessen wurden.
Ein Grund für die Unterschiede liegt leicht ersichtlich in den unterschiedlichen Messorten: Erdoberfläche oder Troposphäre. Der nächste Grund liegt in unterschiedlichen Berechnungsverfahren gemessener Daten sowie in unterschiedlichen Messorten der Satelliten (siehe: UAH satellite temperature dataset). Abschließend kann nicht ausgeschlossen werden, dass Daten falsch interpretiert wurden.
Wie lautet das Ergebnis?
Auch wenn die Datenbasen unterschiedliche Ergebnisse liefern, gibt es eine gemeinsame Tatsache: alle Daten zeigen einen Temperaturanstieg! Das globale Mittel der bodennahen Lufttemperatur lag 2020 nach Berechnungen der WMO um 1,29 °C über dem Mittelwert von 1850 bis 1900 (UBA). Das stimmt mit den IPCC-Daten überein (im Bild 2 beträgt der im Jahr 1990 auf Null korrigierte Wert 0,56°C, während die tatsächliche Temperatur im Jahr 1990 bei 0,73°C lag; 0,56 + 0,73 = 1,29).
Auch die von Monckton verwendeten Daten ergeben für 2020 einen Temperaturanstieg von 1,14°C und weichen damit eher wenig von den offiziellen IPCC– und WMO-Daten ab. Sie führen somit seine Mär von der pausierenden Klimaerwärmung ad absurdum.
Alle Daten zeigen eindeutig, dass die Klimaerwärmung existiert und fortschreitet.
Klimaleugner verbreiten Unwahrheiten.
Im Übrigen bin ich der Meinung, Sie müssen etwas für den Klimaschutz tun.