24.03.2023 1:43

Überleben

22.03.2023 @ 16:21

Kann die Menschheit im Jahr 2100 noch in Wohlstand und gesund leben? Kann sie überleben oder rottet sich die Spezies Mensch sogar aus?

Es ist erwiesen, dass das Wachstum der Menschheit nicht wie bisher fortsetzbar ist, soll es auf Grund der Klimakrise nicht zu einem Kollaps des Systems Erde kommen. Seit Jahrzehnten beutet der Mensch die Ressourcen der Erde übermäßig aus. Die Entwicklung der Menschheit ist nicht mehr nachhaltig und nicht mehr gesichert.

Änderung tut not!

Daher beschlossen die 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen im September 2015 die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Sie verpflichteten sich, auf die Umsetzung von 17 Zielen bis zum Jahr 2030 hinzuarbeiten. Aber das heißt, sie verpflichteten sich nicht auf die Umsetzung selbst, sondern “nur” darauf hinzuarbeiten.

17 Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung

Überleben, Ziele nachhaltiger Entwicklung
Bild 1: SDG indicators: goal by goal, Quelle, (CC BY 4.0),

Earth4All

Ganz ähnlich sieht es eine Gruppe führender Wirtschaftsdenker und Wissenschaftler in ihrem Buch Earth4All. Eart4All ist der neue Bericht an den Club of Rome, der 50 Jahre nach der Erstveröffentlichung von “Grenzen des Wachstums” erscheint. Die Autoren sehen fünf außerordentliche Kehrtwendungen als notwendig an, um das Wohlergehen der Weltbevölkerung zu sichern. Die Änderungen betreffen: Armut, Ungleichheit, Ermächtigung der Frauen, Ernährung sowie Energie und stellen den Handlungsrahmen für die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen dar.

Überleben, CO2-Ausstoß
Bild 2: entnommen dem Buch Earth4All, oekom Verlag, Seite 182

Die von Earth4All im Rahmen der Energiekehrtwende geforderte vollständige Elektrifizierung wäre der Schlüssel zur Reduktion des CO2-Ausstoßes und damit zur Bekämpfung der Klimaerwärmung. Durch eine Kehrtwendung (Giant Leap) wäre es möglich, den Temperaturanstieg bis 2100 unter 2°C zu halten. Bei einem Szenario “Weiter so” (Too Little To Late) würde die Erderwärmung im Jahr 2100 auf etwa 2,35°C ansteigen (Abb. 7.4 auf Seite 183 in Earth4All). Ob diese eher gering erscheinende Differenz im Temperaturanstieg der beiden Szenarien einen ausreichenden Antrieb für die Kehrtwendung darstellt, muss bezweifelt werden. Die Bereitschaft der Menschheit zu einer Kehrtwendung ist ohnehin kaum vorhanden.

Keine ausreichende Bereitschaft zu Änderungen

Weder die Agenda 2030 noch Earth4All noch andere Programme haben bisher einen ausreichenden Erfolg für die nachhaltige Bewirtschaftung der Erde erzielt. Die Welt wird regiert von zu schwachen oder zu egoistischen politischen Führern, von widerstreitenden Parteien, profitgetriebenen Managern, Rendite heischenden Investoren, von einer überbordenden Finanzwelt und von ineffektiven Weltorganisationen. Es müsste ein Wunder passieren, wenn es bei diesem Zustand zu einer Kehrtwendung käme. Die Menschheit wird den bitteren Weg gehen müssen und erst zur Besinnung kommen, wenn den letzten Übergebliebenen das Wasser bis zum Hals reicht. Erst wenn die Schmerzen unerträglich geworden sein werden, wird es zu einem Umdenken kommen. Ob die Lebensbedingungen dann noch für ein Überleben ausreichen werden, ist ungewiss.

Sowohl die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung als auch die Empfehlungen von Earth4All verweisen auf eine Vielzahl von Änderungsnotwendigkeiten. Darin liegt zwar Vollständigkeit, aber auch die Wurzel für das Scheitern dieser Programme. Es ist – zumal bei der menschlichen Schwäche für entschiedenes Handeln – ausgeschlossen, an allen Fronten erfolgreich zu sein. Eine radikale Fokussierung auf wenige, aber besonders wichtige Themen ist notwendig!

Prioritäten setzen

Wo die Prioritäten liegen kann man unmissverständlich und äußerst brutal an zwei Problemen – Hunger und Klima, beide lebensbedrohlich – deutlich machen.

Hunger

Im Jahr 2021 waren bis zu 828 Millionen Menschen unterernährt. Wie viele Millionen 2022 von akuter Hungersnot bedroht und zum Tode verurteilt sind, ist nicht eruierbar. Allein in Somalia werden es durch die neuerliche Hungersnot mehr als 260.000 Tote sein und statistisch sterben jährlich sieben Millionen Menschen, vornehmlich Kinder unter fünf Jahren. Die Brutalität dieses Dramas liegt darin, dass wir um die Not wissen, aber viel zu wenig dagegen tun. Die reichen Länder lassen es zu, dass Millionen von Menschen verhungern. Weiter in der Brutalität: und die genug zu essen haben, leben ungeniert und zufrieden weiter. Sie überleben! Noch brutaler: je mehr Menschen verhungern, desto besser überlebt der Rest.

Hunger lässt die Welt nicht untergehen.

Klima

Steigt die Klimaerwärmung weiter an und steigt sie um nicht mehr auszuschließende 5°C gegenüber 1850-1900, so trifft das nicht “nur” ein paar Millionen irgendwo auf der Erde, sondern die Klimakatastrophe trifft die ganze Welt und die gesamte Menschheit. Die Ausrottung der Spezies Mensch ist keine Verschwörungstheorie, sondern eine im Extremfall real existierende Bedrohung, die dann eintreten kann.

Klimaerwärmung kann das Leben auf dieser Welt untergehen lassen (siehe Klima).

Fokussierung auf das Überleben

Es ist notwendig, zwischen sozialen und vernichtenden Einflussgrößen zu unterscheiden.

Soziale Einflussgrößen sind solche, die das Leben der Menschen ungerecht, ungesund, unsozial, ungebildet, unfrei und bedrückend machen. Solches nicht zuzulassen, sondern durch eine verantwortungsbewusste Politik zum Wohl der gesamten Gesellschaft zum Besseren zu verändern, das muss das unstrittige Ziel sein und ist in der Agenda 2030 und in Earth4All als Aufgabe klar beschrieben.

Diese sozialen Einflussgrößen müssen jedoch scharf abgegrenzt stehen von den vernichtenden Einflussgrößen, die unsere Erde zerstören können. Das sind nur zwei, von allerdings ungeheurer Wucht: die Klimaerwärmung und der Verlust der Biodiversität. Beide finden ihre Ursache in der Überschreitung der Grenzen des Wachstums. Und daher sollte sich die Menschheit Prioritäten setzen, statt sich in 17 Zielen mit 169 Punkten zu verzetteln und diese noch durch fünf Kehrtwendungen mit 15 großen Herausforderungen aufzuladen.

Konzentrieren wir uns auf das Wesentliche! Konzentrieren wir uns darauf, die Klimaerwärmung radikal zu bremsen und die Biodiversität zu retten. Konzentrieren wir uns auf unser Überleben! Nicht statt der anderen Ziele, sondern mit dieser Priorität. Vielleicht haben wir damit noch eine winzige Chance, die Welt zu retten.

Rette das Klima!

Eine, wenn auch nur winzige Chance besteht darin, Teil der Kampagne “Rette das Klima!” zu werden. Wie das gehen könnte? Siehe Rette das Klima!

Schlägt diese Kampagne fehl und werden die Klimaschutzmaßnahmen der UN und von Eart4All unzureichend umgesetzt, so wird die Klimakatastrophe eintreten, weil

  • der Widerstand in Politik (Gesetzgebung), Wirtschaft (Umstellung) und Gesellschaft (Klimaleugner) zu groß war
  • die breite Masse der Gesellschaft lethargisch war
  • die Aktionen der Klimaaktivisten erfolglos blieben
  • dadurch die notwendige Transformation zu spät kam.

Die Konsequenz für den einzelnen lautet dann nur noch:
nicht mehr in Klimaschutz, sondern in Schutz vor dem Klima investieren.


Weitere Informationen unter:


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