Finanzkrisen

zuletzt geändert am 29.04.2024

Finanzkrisen stellen eine erhebliche Gefahr für Kapitalanlagen dar und führen immer zu Verlusten. Es gilt, sie zu erkennen und zu umschiffen. Das größte Risiko für den Ausbruch von Finanzkrisen bilden zwei Umstände. Das ist zum einen die zu hohe Verschuldung von Privathaushalten, Firmen und Staaten und zum anderen ist es das viel zu hohe und viel zu gering besicherte Volumen spekulativer Wertpapiere.

Verschuldung

Verschuldet man sich durch eine Kreditaufnahme, so muss der Kredit besichert werden. Platzt der Kredit, weil weder die Schulden bezahlt werden noch die Sicherung Ersatz liefert, löst sich der Wert des Geldes in Luft auf. Das gilt für private Kreditnehmer und Unternehmen ebenso wie für Staaten.

Die Verschuldung der meisten Staaten hat ein Rekordniveau erreicht und liegt weit oberhalb der von der EU festgelegten Grenze von 60% des BIP. Die Verschuldungsquote der 28 führenden Länder der Welt lag im Jahr 2023 bei 103% (2020 bei 113%) und es besteht derzeit keine nachhaltige Aussicht wie die Schulden sinken können. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU vom April 2024 liefert dazu keinen Beitrag. Erfolgte der Schuldenabbau mit derselben „Geschwindigkeit“ wie zwischen 2014 und 2019 mit rund 1% (rel.) pro Jahr, so dauerte es über fünfzig Jahre bis der Wert von 60% erreicht werden könnte. Selbst wenn es gelänge, die Schulden jedes Jahr um rund 3% (abs.) zu senken, wie zwischen 2023 und 2020, so dauerte es bis 2037, um die 60%-Marke zu erreichen. Im ersten Fall wäre es sicher, dass in solch langer Zeitspanne neue Finanzkrisen einträten und jeden Abbau auf 60% torpedierten. Im letzteren Fall bestünde immerhin eine kleine Chance, dem Schuldendilemma zu entweichen.

Der hohe Schuldenstand bildet eine ständige Bedrohung der Finanzmarktstabilität. In einem kritischen Moment können die Schulden massenhaft platzen und zu einem globalen Kollaps der Finanzwelt führen. Dies ist das eine Problem. Das andere sind die riesigen Volumina spekulativer Papiere.

Spekulative Wertpapiere

Die Lehman Brothers Pleite hat gezeigt, was drohen kann, wenn Wertpapiere wertlos werden. Der DAX brach um 50% ein – der Wert des angelegten Geldes hatte sich halbiert. Um dieses Risiko im Zaum zu halten, kaufen die Zentralbanken seit Lehman Brothers alles vom Markt, was zu Unruhen führen könnte. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass eine neue Pleite im Derivatesektor jederzeit eintreten kann. Ob die Kraft der Nationalbanken dann ausreicht, um dem Kollaps zu entgehen, kann nicht beurteilt werden.

Mitte 2023 lag das nominelle Marktvolumen der Derivate bei 715 Billionen (1012) USD. Der Marktwert betrug hingegen nur 2,8%. Man darf vereinfachend sagen, der gesamte Derivatemarkt besteht nur aus heißer Luft. Die unsicheren Derivate machen den Löwenanteil der Finanzmarktrisiken aus und sind das Damoklesschwert, das über den Anlegern hängt. Die EZB hat von den Derivaten einen winzigen Anteil im Wert von 1,05 Billionen Euro aufgekauft, um deren Ausfall zu verhindern. Die gute Nachricht: es waren so wenige! Die schlechte Nachricht: wie viele faule Wertpapiere noch im Handel sind, ist unbekannt, aber der winzige Marktwert lässt Schlimmes befürchten. Eine neue Pleite im Derivatemarkt ist daher jederzeit möglich.

Man könnte mit Blick auf 666 Billionen $ „Vermögenswerte“ behaupten, die Lage wäre so schlimm nicht. Leider besichert so gut wie nichts der 666 Billionen $ die Finanzmarktrisiken. Ein Blick auf den Marktwert der Derivate sagt alles.

Das hohe Maß der Staatsverschuldung mit 100% vom BIP/GDP und die wuchernden Derivate verdeutlichen, auf welch dünnen Beinen der globale Finanzmarkt steht. Bricht eine der großen Banken oder ein stark verschuldetes Land tatsächlich ein, so kann jederzeit eine neue Finanzkrise ausbrechen und angelegtes Kapital vernichten.

Für Anleger heißt das, wachsam zu sein und das angelegte Kapital bei drohender oder eingetretener Finanzkrise sofort auf einem Geldkonto in Sicherheit zu bringen. Hat man dieses Bewusstsein, kann man sein Kapital in Wertpapieren erfolgreich anlegen, sofern man dabei faule Eier meidet.

Zu Faule Eier