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Pusheraktien

zuletzt geändert am 18.05.2025

Kapitalvernichtung
Kapitalvernichtung

Nach vielen Jahren Erfahrung mit Pusheraktien ist es meine Intention, Anleger vor solchen Aktien zu warnen und vor Verlusten zu schützen. Und wie hoch die Verluste mit kritischen Aktien sind, zeigt eine Untersuchung, die zum erschreckenden Ergebnis einer jährlichen Kapitalvernichtung von 28 Mrd. Euro führt. Diese Summe verlieren Anleger weltweit jedes Jahr, weil sie auf kritische Aktien hereinfallen. Die Auswertung der Bilanzen zeigt, dass alle Anleger bei jedem Emittenten einer Pusheraktie zusammen rund 74 Mio. $ Kapital verlieren.

Pusheraktie ist nicht gleich Pusheraktie

Die Begriffe „Pusheraktien“ und „Aktienpusher“ haben einen negativen Charakter, weil Aktienpusher mit übertriebener und durch nichts gerechtfertigter Schaumschlägerei zum Kauf von wertlosen Pusheraktien aufrufen. In diesem Sinne verwende ich den Begriff Aktienpusher auch auf meiner Website. Aber mit dem Begriff „Pusheraktien“ halte ich es differenzierter, weil Pusheraktien gemäß der Klassifizierung innerhalb einer Spannbreite liegen, die von fast positiv (Standard) bis an das Ende der Müll-Zone reicht. Müll-Aktien sind Pusheraktien von völlig wertlosen Firmen.

Zudem muss man zwischen Pusheraktien und gepushten Aktien unterscheiden. Gepusht werden können alle Aktien, indem Meinungsbildner sich positiv über eine Aktie äußern. Meinungsbildner sind Analysten, Banken, Finanzdienstleister, Medien im öffentlichen und digitalen Raum, Finanzexperten, Finanz-Communities, Digital Advisors, Künstliche Intelligenz und – Aktienpusher. Die Intention des Meinungsbildners bestimmt den Charakter des Pushings, der von analytischer Bewertung bis Aktienpusherei reicht. Einen Einfluss auf den Aktienkurs haben alle Meinungen.

Reden wir über wahre Pusheraktien

Wenn Emittenten Aktien mit dem Ziel ausgeben, am manipulierten Kursverlauf möglichst hohe Gewinne einzustreichen, dann handelt es sich um wahre Pusheraktien, um die es im weiteren Text geht. Pusheraktien sind Wertpapiere, deren Kurs durch übertriebenes Marketing, manipulative Handelsstrategien und gezielte Informationsverzerrungen nach oben getrieben wird. Anzutreffen sind Pusheraktien vor allem in den Sektoren Rohstoff, Pharma, Gesundheit, Finanzen und bei allen Hype-basierten Innovationsthemen.

Typen von Pusheraktien

Aktien basieren eigentlich auf dem Wert eines Unternehmens, der sich im Aktienkurs widerspiegeln soll. Für Pusheraktien gilt dies nicht. Sie sind im schlimmsten Fall nur eine Gaukelei, in der Mehrzahl der Fälle eine Utopie und oft auch das Vehikel für Heuschrecken.

Gaukelei: in diesem Fall ist die Firma eine reine Attrappe, die dazu dient, aufregende Geschichten über riesige zukünftige Erfolge zu verbreiten, die den Aktienkurs antreiben sollen bis er schließlich wieder zusammenbricht.

Utopie: die Firma existiert real und strebt einen Unternehmenserfolg an, der so gut wie nie erreicht wird. Das Ziel bleibt eine Utopie, an deren Ende der Aktienkurs zusammenbricht. Ob es sich dabei um Start-up-Unternehmen mit ernsthaften Absichten und neuen Ideen handelt oder um Unternehmen, die von Anfang an nur hehre Ziele vortäuschen, ist oft genug nicht zu unterscheiden. Das gilt besonders im Fall des Vehikels.

Vehikel: die Firma existiert, hat einen innovativen Charakter, der von Heuschrecken für eine Utopie missbraucht wird. Das trifft fast immer zu, wenn im Management oder Board des Unternehmens noch die Gründer sitzen, aber keinen Einfluss mehr auf das Firmengeschehen haben. Die Idee der Gründer wird von den Heuschrecken ausgebeutet bis der Aktienkurs zusammenbricht.

Unabhängig von diesen drei Typen wird der Kurs von Pusheraktien stets manipuliert.

Kursmanipulationsmodelle

Beim Erst-Listing in unregulierten oder schwach regulierten Märkten wie z.B. TSX Venture Exchange, Canadian Securities Exchange oder OTC-Märkten ist die Manipulation des Eröffnungskurses nicht ausgeschlossen. Emittenten und Interessensgruppen können durch Abstimmung der Kauf- und Verkaufsangebote einen von ihnen gewünschten Eröffnungskurs erreichen. Dabei entscheiden sie sich zwischen zwei grundsätzlichen Varianten: sehr hohem oder sehr geringem Eröffnungskurs. Davon leitet sich das Kursmanipulationsmodell ab, von dem es grundsätzlich drei Arten gibt: das Inkassomodell, das Pump and Dump Modell und das Refreshmodell.

Inkassomodell
Inkassomodell

Beim Inkassomodell gibt der Emittent vor oder zu Beginn des Listings große Aktienpakete (ev. im Zuge eines private placements) zu einem sehr geringen Preis an eng verbundene Teilnehmer ab. Der Aktienkurs startet mit einem manipulierten hohen Eröffnungskurs, wird im Idealfall noch weiter nach oben getrieben, ehe die Teilnehmer nach und nach ihre Aktien mit hohem Gewinn zu verkaufen beginnen, was dann den Kursverfall einleitet.

Pump and Dump Modell
Pump and Dump Modell

Beim Pump and Dump Modell startet der Aktienkurs auf niedrigem Niveau. Die Emittenten geben Aktienpakete zu ebenfalls niedrigen Preisen an vertraute Investoren im Rahmen von Private Placements aus. Danach treiben die Emittenten und ihre Partner den Kurs durch aggressive Marketingkampagnen und Scheintransaktionen in die Höhe, um ihre Aktien während der Hochphase teuer zu verkaufen, worauf der Kurs zusammenbricht.

Refreshmodell
Refreshmodell

Das Refreshmodell ist eine Iteration des Pump and Dump Modells, bei dem der Aktienkurs in unregelmäßigen Abständen immer wieder einmal gepusht wird. Es folgt eine Kursspitze auf die andere, wobei die Kursspitzen in der Regel immer kleiner werden. Da aber auch der Basiskurs immer weiter absinkt, bleibt den Emittenten genügend „Hub“, um immer noch 100% und mehr an Kursgewinn zu erzielen.

Endphase einer Aktie mit hohem Handelsvolumen und tief gesunkenem Kurs
Hohes Volumen,
Kurs fast null

Die Wiederholung der Pushmanöver geht bis in die Endphase einer Aktie, in der der Kurs – gemessen am Allzeithoch – fast auf null gesunken ist. In der Endphase wird häufig auf automatisierten Handel umgestellt, was im massiv höheren Handelsvolumen erkennbar wird. Auch damit lässt sich für die Betreiber noch guter Gewinn erzielen.

Wir, außenstehende Anleger, können einen rasant steigenden Aktienkurs nicht zwangsweise als Folge einer Pushaktion erkennen. Was einen Kurs antreibt ist nicht evident. Es kann handfester Unternehmenserfolg sein oder nur lautes Marktgeschrei ohne Gehalt. Von der Tatsache, dies nicht offenkundig und leicht unterscheiden zu können, lebt das Szenario des Pushens. Solange wir glauben, es könnte sich um den großen Wurf handeln, so lange lebt die Utopie.

Beispielhaftes Pushmanöver

Daten der jüngeren Zeit

Am 22.11.2014 nahm die Aktie den Handel mit einem Kurs von 1,60 CAD wieder auf. Umsatz und Kurs sanken stark, so dass Gegenmaßnahmen getroffen werden mussten. Am 31.12.2024 nahm das Handelsvolumen ungewöhnlich stark zu und die Kursspannen lagen um 20% und mehr über dem durchschnittlichen Handelsgeschehen, Ab 16.01.2025 warb Aktiencheck massiv für die Aktie. Beide Ereignisse sind am Pushindikator gut abzulesen. Es gibt also keinen Zweifel, dass der Kurs angetrieben wird und dass es sich um einen Pump handelt. (22.01.2025)

Daten der jüngeren Zeit

Nachträglicher Bericht vom 26.02.2025: Bereits am 24.01.2025, also zwei Tage nach vorangegangenem Bericht, wurde der Höchstkurs von 4,35 CAD erreicht und die Aktien schlagartig verkauft. Am 29.01.2025 betrug der Kurs nur noch 1,20 CAD. Nur an der CSE, an welchen Börsen noch ist unbekannt, wurden 120.000 Stück verkauft, was einem Gewinn von einer halben Million CAD entspricht.

Ein gutes Beispiel für Pump and Dump.

Erkennung von Pusheraktien

Glücklicherweise ist es nicht sehr schwer, Pusheraktien von seriösen Aktien zu unterscheiden, wenn man sich an wenigen grundsätzlichen Fakten orientiert.

  • Aktienkursverlauf
  • Finanzdaten
  • Akteure
  • Werbung

Es gibt durchaus noch andere Kriterien die auf Pusheraktien hinweisen, wie Briefkastenadressen, das Vorhandensein von Capital Pool Companies, die Inanspruchnahme spezieller Servicefirmen oder die Abwesenheit von Personal. Im Einzelfall helfen sie das Bild abzurunden, aber mit den vier o.g. Kriterien kommt man der Sache schon auf den Grund. Auf diese vier Kriterien konzentriert sich die maschinelle Auswertung, die ein klares Ergebnis liefert, das helfen soll, kein Geld zu verbrennen.

Grundsätzlich rate ich: Hände weg von pushverdächtigen Aktien – und sei die Werbeverlockung noch so groß. Nur wenn Sie überzeugt sind, an dem Push und der Kurshausse erfolgreich partizipieren zu können, dann ist zocken vielleicht eine Alternative. Meine Erfahrung führte zum Ergebnis: es lohnt sich nicht. Investieren Sie lieber in wirklich starke Aktien, die in den Börsenindizes der führenden Wirtschaftsnationen zu finden sind. Setzen Sie nicht auf kurzfristige und sprunghafte Kurssteigerungen, sondern auf langfristiges Kurswachstum, was die folgenden zwei Beispiele augenscheinlich machen sollen.

solide Aktie Kurs
Pusheraktie Kurs

Den Unterschied zwischen einer soliden, trotz aller Kurssprünge erfolgreichen Aktie (links) und einer Pusher-Aktie (rechts) erkennt man in den allermeisten Fällen allein schon am Verlauf des Kurses und der Handelsvolumina.

Abgrenzung Standardaktien vs. Pusher- und Müllaktien

Pusheraktien haben einen PushScore zwischen 120 und 500 Punkten, reichen aber auf Grund weiterer Kriterien auch darüber hinaus. Müllaktien haben einen PushScore über 500 Punkten, reichen aber auf Grund weiterer Kriterien auch unter diese Grenze. Standardaktien liegen vor, wenn der PushScore kleiner 120 Punkte ist, und wenn zusätzlich die Pushstärke unterhalb von 4,9% liegt, so handelt es sich um Prime-Aktien. Die genannten Grenzen gelten zum Datum der Veröffentlichung und können sich mit Fortentwicklung des Modells verschieben.

 Aktienklassen Verteilung

Mit der regelbasierten Bewertung ist es nicht möglich, die drei Klassen Müll-, Pusher- und Standard-Aktien vollständig zu trennen, sondern die Klassen vermischen sich. Dennoch erkennt man eine deutliche Gruppenbildung.

.CN … Canadian Security Exchange
.NE … Cboe Canada (ehemals NEO Exchange)
.V … Toronto Stock Exchange Venture
.TO … Toronto Stock Exchange
.AX … Australian Stock Exchange
Prime … Prime Marktsegment an Börsen

PushScore und Pushstärke ermöglichen es auch, das Risiko zu bewerten, wie stark man an Börsen auf Pusheraktien stößt. So zeigt die Auswertung „Pusheraktien an Börsen“ sehr deutlich, welch großer Unterschied zwischen erstklassigen Märkten mit Standardaktien und dem unregulierten Markt an der Canadian Security Exchange („.CN“) liegt. Kanadische Aktien zählen ohne Zweifel zu den risikoreichsten.