zuletzt geändert am 18.08.2025
Schaut man auf den zurückliegenden Kursverlauf an den Finanzmärkten, so identifiziert man rund ein Dutzend große Kurseinbrüche. Alle waren begleitet von ziemlich eindeutigen Warnsignalen des FEX und so liefern die Charts im Rückblick ein gutes Anschauungsmaterial, künftige Kursverläufe richtig einzuschätzen. Dazu ist es aber auch unverzichtbar, die Tagesnachrichten aus Finanz, Wirtschaft und Politik sorgsam zu evaluieren (im Folgenden durch Unterstreichung kenntlich gemacht). Nur im Einklang der Interpretation von Charts und Nachrichten entsteht das richtige Gespür für Kursrisiken.
Finanzkrise
Die Finanzkrise kam anfänglich auf eher leisen Sohlen daher. Der FEX sank seit Ende Oktober 2007 zwar kontinuierlich und es gab Anfang November die ersten Warnsignale, aber da der DAX sich noch wacker hielt, mögen sich bei den ersten Warnsignalen möglicherweise eher wenige zum Verkauf entschieden haben. Dabei schrillten die Alarmglocken durch die US-Hypothekenkrise schon deutlich. Viele US-Banken hatten sich mit riskanten Subprime-Krediten verspekuliert. Der FEX war innerhalb von acht Tagen um 10% gesunken. Der FEX sank weiter und allen musste es klar werden, das waren schlechte Zeichen. Als das nächste Warnsignal erschien, musste der letzte Zweifler wissen: nichts wie verkaufen! Dabei war es erst der Anfang der Finanzkrise. Im September 2008 folgte mit der Pleite von Lehman Brothers der nächste massive Einbruch und ließ den Dax auf fast 4000 Punkte sinken. Das konnte denen, die Ende 2007 oder Anfang 2008 verkauft hatten egal sein. Im Gegenteil, wer richtig entschieden hatte und die damaligen Tagesmeldungen verfolgt hatte, musste wissen, dass es sich um eine enorme Krise handelte und hatte den ETF DAX Short gekauft. Als dann 2009 die Kurse sich wieder zu erholen begannen, war es Zeit, von Short auf Long umzusteigen.
Schuldenkrise

Bei der Schuldenkrise in Europa, von der insbesondere Länder wie Griechenland, Italien und Spanien bedroht waren, ließ der FEX nicht den geringsten Entscheidungsspielraum. Schon nach den ersten Warnsignalen war klar, man muss verkaufen. Eindeutig war die Lage anlässlich des fünften Warnsignals am 05.08.2011. Der FEX war in fünf Tagen um 7% gefallen und der DAX um 15%. Das war keine schwierige Entscheidungssituation. Als Anfang Oktober 2011 wieder ziemlich klar war, dass die Krise zu Ende ist, konnte man wieder von Short auf Long umsteigen.
Wachstumsängste
Das Wachstum, die heilige Kuh der Börsen war bedroht. Wachstumsängste in China, Rohstoffpreisverfall, Zweifel an der EZB-Politik, Deutsche Bank und Credit Suisse unter Druck und Globale Rezessionsängste machten damals das Angstgemisch für die Börsenkurse aus und drückten den DAX um gute 2000 Punkte nach unten. Es ist ungewiss, ob und wie viele Anleger beim Erscheinen der ersten Warnsignale verkauft hätten, da der FEX „nur“ um 4 Punkte gesunken war. Sicher hätte man beim zweiten Block der Warnsignale verkaufen und schon kurze Zeit später von Short auf Long umsteigen oder wieder kaufen müssen, falls das Geld am Cashkonto geblieben war.
Griechenland-Ausfall droht
Die Meldungen über einen drohenden Ausfall der griechischen Staatsschulden liefen breit durch alle Medien, ohne einen Börsenschock auszulösen. Die Erkenntnis über die schlechte Lage der griechischen Staatsfinanzen sickerte erst nach und nach in das Bewusstsein der Finanzmarktakteure. Am Ende kostete es den DAX 3000 Punkte. Der FEX lieferte die Warnsignale, aber sie waren nicht zwingend und vielleicht hätte die Mehrheit erst Anfang Juli 2007 sich zum Verkauf entschlossen. Immer noch Basis für einen einträglichen Short-Handel und Ausstieg daraus im Herbst 2015.
Corona-Pandemie
Die Situation war beim Ausbruch der Corona-Pandemie optimal einschätzbar, weil der Virus im Dezember 2019 ausgebrochen war und die WHO am 31.12.2019 über die Pandemie informierte. Bei den Warnsignalen Anfang Jan. 2020 wusste man, da entsteht eine globale Gefahrenlage. Der FEX war an einem einzigen Tag um 11% eingebrochen. Wer es nicht glauben wollte, konnte noch bis zu den zweiten Warnsignalen Anfang Feb. warten. Ende Jan. hatte die WHO die Pandemie ausgerufen. Somit gab es nicht den geringsten Zweifel an der Verkaufsnotwendigkeit und den besten Chancen für den ETF-Short. Anfang April 2020 war dann die Zeit zum Umstieg von Short auf Long gekommen.
Ukraine-Krieg

Ein Kriegsausbruch ist für Finanzmärkte nie ein gutes Zeichen und schon gar nicht, wenn er vor der Haustür des DAX ausbricht. Selbst wenn der Kursverlauf von zweispältigem Auf- und Ab geprägt war, so ist die Gesamtrichtung doch eindeutig. Krieg führt die Kurse nach unten. Wer dies ins Kalkül einbezog, musste eigentlich schon bei Krigegsausbruch im Feb. 2022 verkaufen, sicher Anfang April und allerspätestens zu Beginn der dritten Serie von Warnsignalen Ende April. Man konnte in Anbetracht des Kriegsszenarios getrost auf Short setzen, obwohl das Auf und Ab Nerven gekostet hätte. Im Oktober war dann erkennbar, es ist Zeit auf Long umzusteigen.
Trumps Zolleskapaden
Das jüngste Beispiel massiver Kursverluste – verursacht durch Trumps Zolleskapaden – belegt einmal mehr, dass der FEX eine gute Leitlinie darstellt. Mehr ist in Anbetracht der klaren Datenlage nicht zu sagen.
Entscheidungsoptionen
Jede Verkaufsentscheidung hängt neben der Wahl des richtigen Zeitpunkts auch vom Ertrag der laufenden Transaktion ab. Ideal ist es, wenn der Verkauf mit Gewinn abgeschlossen werden kann. Bringt der Verkauf hingegen einen Verlust ein, so muss man entscheiden, ob man den Verkauf unterlässt und bis zum Wiedererstarken des Kurses ausharrt. Alternativ muss man darauf spekulieren, den Verkaufsverlust durch Gewinn aus dem ETF-Short- und dem folgenden Long-Handel kompensieren zu können. Ein schematischer Vergleich der drei Entscheidungsoptionen macht rasch deutlich wie man die Varianten bewerten muss. Der überlegene Gewinner ist, wer seine Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt trifft, nämlich dann, wenn die Warn- und Kaufsignale dazu Anlass geben.
Dass dies funktioniert zeigt zumindest eine Simulation des Long-Term-Tradings.